Kenntnisprüfung bestehen: Praxisnaher Leitfaden für ausländische Ärztinnen und Ärzte

Die Kenntnisprüfung ist für viele internationale Ärztinnen und Ärzte der letzte große Schritt zur Approbation in Deutschland. In diesem Leitfaden erfahren Sie, wie der genaue Ablauf der Kenntnisprüfung aussieht, welche Prüfungsthemen besonders wichtig sind und wie Sie sich praxisnah vorbereiten können, um die Kenntnisprüfung zu bestehen.

Kurzantwort (Kenntnisprüfung auf einen Blick)

Kurzantwort: Um die Kenntnisprüfung zu bestehen, brauchen Sie eine strukturierte Kenntnisprüfung Vorbereitung, die klinisches Denken, sichere körperliche Untersuchung, ärztliche Fertigkeiten und klare Dokumentation verbindet. Entscheidend sind realistische Prüfungssimulationen, das Üben typischer Fallbeispiele aus Innerer Medizin und Chirurgie sowie ein gutes Zeitmanagement in beiden Prüfungsteilen.

Die Prüfer achten nicht nur auf Fachwissen, sondern vor allem darauf, wie Sie wie eine Ärztin oder ein Arzt im deutschen Klinikalltag denken, entscheiden und kommunizieren.


Grundlagen der Kenntnisprüfung

Was ist die Kenntnisprüfung (KP)?

Die Kenntnisprüfung ist eine medizinische Staatsprüfung für Ärztinnen und Ärzte mit einem im Ausland (außerhalb der EU) erworbenen Abschluss. Sie ist notwendig, wenn Ihr Studium in Deutschland nicht als gleichwertig anerkannt wurde und dient dazu zu prüfen, ob Ihr klinisches Wissen dem deutschen Standard entspricht.

Die Prüfung orientiert sich eng an realen klinischen Situationen und findet je nach Bundesland in einem Krankenhaus, einer Universitätsklinik oder direkt bei der zuständigen Ärztekammer statt.

  • Sie haben in vielen Bundesländern bis zu drei Versuche, um die Prüfung zu bestehen.
  • Die Durchfallquote liegt häufig zwischen 40 % und 60 % – oft wegen unstrukturierter Vorbereitung.
  • Die Prüfung ist teilweise mit dem deutschen M3-Examen vergleichbar.
Hinweis

Genauer Ablauf, Fristen und Wiederholungsmöglichkeiten hängen vom jeweiligen Bundesland ab. Prüfen Sie die aktuellen Informationen immer direkt bei der zuständigen Ärztekammer.


Kenntnisprüfung Ablauf

Wie läuft die Kenntnisprüfung ab?

Der Ablauf der Kenntnisprüfung ist klar strukturiert und besteht in der Regel aus zwei großen Teilen:

  1. Klinische Prüfung (ca. 60 Minuten)
    • Anamnese (ca. 20 Minuten): Aufnahmegespräch mit Schauspiel- oder Realpatient.
    • Körperliche Untersuchung (ca. 10–15 Minuten): zielgerichtete Untersuchung mit Schwerpunkt auf dem vermuteten Organ-System.
    • Arztbericht (ca. 20–30 Minuten): schriftliche Zusammenfassung mit Diagnose, Differenzialdiagnosen, Diagnostik und Therapieplan.
  2. Mündlich-praktische Prüfung (bis zu 90 Minuten)
    • kurze Selbstvorstellung vor der Kommission
    • Patientenvorstellung anhand des vorher untersuchten Falles
    • fachliche Fragen aus Innerer Medizin, Chirurgie, Notfallmedizin, klinischer Pharmakologie, Bildgebung, Strahlenschutz und Rechtsmedizin
Klinisches Denken in der Prüfung

Die Prüfer möchten sehen, dass Sie nicht nur Definitionen kennen, sondern klinisch denken: Sie sollen Prioritäten setzen, Notfälle erkennen, sinnvolle Diagnostik auswählen und eine leitlinienorientierte Therapie planen.


Prüfungsthemen der Kenntnisprüfung

Prüfungsthemen in der Kenntnisprüfung (Überblick)

Die wichtigsten Prüfungsthemen der Kenntnisprüfung ergeben sich aus den großen klinischen Fächern. In manchen Bundesländern kommen zusätzlich schriftliche oder MC-Fragen Medizin hinzu; der Schwerpunkt liegt jedoch auf der mündlich-praktischen Prüfung.

Innere Medizin

Akutes Koronarsyndrom, Herzinsuffizienz, Dyspnoe, Lungenembolie, Pneumonie, COPD-Exazerbation, Diabetes-Entgleisung, Elektrolytstörungen, Leber- und Nierenerkrankungen.

Chirurgie & Unfallchirurgie

Akutes Abdomen, Appendizitis, Cholezystitis, Ileus, Frakturen (Femur, Radius, Hüfte), Wundinfektionen, postoperative Komplikationen und Traumaversorgung.

Notfallmedizin

Schockformen, Reanimation, Polytrauma, hypertensive Krise, akutes Koronarsyndrom, akute Dyspnoe. Hier ist strukturiertes Notfallmanagement gefragt.

Klinische Pharmakologie

Antibiotikatherapie, Antikoagulation, Schmerztherapie, Dosierungen, Nebenwirkungen, Interaktionen und Anpassung bei Nieren- oder Leberinsuffizienz.

Bildgebung & Strahlenschutz

Basisinterpretation von Röntgen-Thorax, Abdomen, CT-Bildern und Traumafrakturen, außerdem Grundprinzipien des Strahlenschutzes im Klinikalltag.

Rechtsmedizin & System

Aufklärung, Dokumentationspflichten, Meldepflichten, Umgang mit Patientenverfügung, rechtliche Grundlagen des ärztlichen Handelns in Deutschland.


Schritt-für-Schritt-Vorbereitung

Kenntnisprüfung Vorbereitung: Schritt-für-Schritt

Eine gute Kenntnisprüfung Vorbereitung ist klar strukturiert, praxisorientiert und konzentriert sich auf das, was in der Prüfung wirklich abgefragt wird. Die folgenden Schritte helfen Ihnen, systematisch vorzugehen.

1. Ausgangslage analysieren

  • Wie sicher sind Sie in Innerer Medizin und Chirurgie?
  • Wann haben Sie zuletzt praktisch in der Klinik gearbeitet?
  • Wie gut sind Ihre Deutschkenntnisse in medizinischen Situationen?

2. Lernplan erstellen (3–6 Monate)

  • pro Woche feste Stunden für Theorie, Falltraining und Prüfungssimulationen einplanen
  • Innere Medizin und Chirurgie als Basis – täglich kleine Einheiten
  • extra Zeit für schwächere Bereiche (z. B. Strahlenschutz, Rechtsmedizin, Pharmakologie)

3. Klinisches Denken in der Prüfung trainieren

Die Kenntnisprüfung ist eine klinisches Denken Prüfung: Sie müssen nicht alles wissen, aber logisch und strukturiert argumentieren.

  • für häufige Symptome (Thoraxschmerz, Dyspnoe, Fieber, Bauchschmerz, neurologische Defizite) eigene Algorithmen entwickeln
  • immer aus der Perspektive der Notfälle denken: Was darf ich nicht übersehen?
  • DD-Listen, aber mit Prioritäten: „Was ist am gefährlichsten, was ist am wahrscheinlichsten?“

4. Ärztliche Fertigkeiten & körperliche Untersuchung

  • kompletter Status (Herz, Lunge, Abdomen, Neurologie, Bewegungsapparat) in Kurzform
  • gezielte Tests: z. B. Zeichen bei Appendizitis, Meniskustests, Prüfung auf Aszites, neurologische Kurzuntersuchung
  • praktische Fertigkeiten wie Blutdruckmessung, Zugangslegung oder Blutentnahme je nach Bundesland

5. Prüfungssimulationen & Protokolle nutzen

  • Prüfungsprotokolle aus Ihrem Bundesland sammeln und die Themen markieren
  • Fälle laut erklären, so als ob Sie vor der Kommission sitzen würden
  • mit Ärzten üben, die den Prüfungsstil kennen – idealerweise mit strukturierten KP-Simulationen

6. Dokumentation & Arztberichte

  • Arztbriefe und Arztberichte mit immer gleicher Struktur schreiben (Aufnahmegrund, Anamnese, Befunde, DD, Therapie, Empfehlung)
  • Laborlisten sinnvoll ankreuzen – nicht alles, sondern nur klinisch relevante Werte
  • häufige Formulierungen für Diagnosen, Differenzialdiagnosen und Therapiepläne üben

7. Zeitmanagement und Stresskontrolle

  • mit Stoppuhr üben: 20 Minuten Anamnese, 20–30 Minuten Arztbericht, 5–10 Minuten strukturierte Fallvorstellung
  • klare Redestruktur (Einleitung – Hauptaspekte – zusammenfassende Empfehlung)
  • Atemtechniken und kurze Pausen nutzen, um ruhig zu bleiben

Fallbeispiele Innere / Chirurgie

Typische Fallbeispiele in der Kenntnisprüfung

Beispiel-Fall Innere Medizin: Akutes Koronarsyndrom

Fallbeschreibung

57-jähriger Patient, starke, drückende Thoraxschmerzen seit 2 Stunden, Ausstrahlung in den linken Arm, Dyspnoe, Kaltschweißigkeit.

Wichtige Schritte in der KP:

  • sofort an einen Notfall denken (ACS, Lungenembolie, Aortendissektion)
  • gezielte Anamnese: Beginn, Charakter, Lokalisation, Ausstrahlung, Risikofaktoren (Hypertonie, Diabetes, Rauchen, Familienanamnese)
  • körperliche Untersuchung: Vitalparameter, Herz- und Lungenstatus, Zeichen des Herzversagens
  • Diagnostik: EKG, Troponin, Basislabor, ggf. Röntgen-Thorax
  • Therapieprinzipien: Monitoring, O2 nach Bedarf, Schmerztherapie, Antikoagulation nach lokalem Schema

Beispiel-Fall Chirurgie: Appendizitis

Fallbeschreibung

25-jährige Patientin mit zunächst diffusen Bauchschmerzen, seit einigen Stunden klarer Schmerz im rechten Unterbauch, Übelkeit und subfebrile Temperatur.

Wichtige Schritte in der KP:

  • zeitlicher Verlauf: Beginn periumbilikal, dann Wanderung in den rechten Unterbauch erfragen
  • Red Flags: Fieber, Erbrechen, Abwehrspannung, Schmerz bei Erschütterung
  • körperliche Untersuchung: McBurney-, Lanz-, Rovsing-Zeichen, Peritonitiszeichen
  • Differenzialdiagnosen: Adnexitis, Ovarialtorsion, Nierenkolik, Gastroenteritis
  • Diagnostik: Labor (Entzündungsparameter), Sonografie Abdomen
  • Therapieprinzip: meist operative Appendektomie nach Aufklärung

Häufige Fehler

Fehler, die häufig zum Durchfallen führen

  • Unstrukturierte Anamnese – wichtige Fragen fehlen, Nebensächlichkeiten werden ausführlich besprochen.
  • Unsichere körperliche Untersuchung – relevante Tests werden nicht gezeigt oder falsch durchgeführt.
  • Keine klare Differenzialdiagnose – Liste ohne Prioritäten, gefährliche Diagnosen werden nicht erwähnt.
  • Unklare Dokumentation – Arztbericht ohne roten Faden, wichtige Informationen fehlen oder sind unpräzise.
  • Übertriebene Diagnostik – zu viele unnötige Laborwerte oder Untersuchungen ohne klare Begründung.
  • Passive Kommunikation – der Prüfling wirkt unsicher, erklärt keine Entscheidungen und lässt sich „prüfen“, statt aktiv zu argumentieren.

Zeit und Fächerplanung

Empfohlene Vorbereitung nach Fachgebiet

Die optimale Verteilung Ihrer Lernzeit hängt von Ihrer Vorerfahrung ab. Die folgende Übersicht zeigt eine mögliche Aufteilung pro Woche während einer intensiven Vorbereitungsphase:

Innere Medizin

Empfohlen: 6–8 Stunden/Woche

Fokus: Notfälle, kardiopulmonale Fälle, Stoffwechsel- und Infektionserkrankungen, klinische Algorithmen.

Chirurgie

Empfohlen: 4–6 Stunden/Woche

Fokus: akutes Abdomen, Traumata, Frakturen, Wundheilung, postoperative Komplikationen.

Notfallmedizin

Empfohlen: 2–4 Stunden/Woche

Fokus: Reanimation, Schock, akute Dyspnoe, Thoraxschmerz, neurologische Notfälle.

Pharmakologie

Empfohlen: 2–3 Stunden/Woche

Fokus: Antibiotika, Antikoagulanzien, Schmerztherapie, Dosierungsanpassung.

Bildgebung & Strahlenschutz

Empfohlen: 1–2 Stunden/Woche

Fokus: Basisbefunde im Röntgen-Thorax, Abdomen, typische Frakturen, Grundprinzipien des Strahlenschutzes.

Rechtsmedizin & System

Empfohlen: 1 Stunde/Woche

Fokus: Aufklärung, Einwilligung, Dokumentation, Meldepflichten, typische Prüfungsfragen.


Unterstützung durch MEDDEOnline

Wie unterstützt MEDDEOnline bei der Kenntnisprüfung?

MEDDEOnline bietet einen spezialisierten Vorbereitungskurs auf die Kenntnisprüfung für Humanmedizin an, der sich an Ärztinnen und Ärzte mit ausländischem Abschluss richtet und für alle Bundesländer geeignet ist.

  • Kursstruktur: 1 Semester (ca. 6 Monate) mit Online-Unterricht, plus kostenlose Wiederholung im nächsten Semester; Zugang zur Lernplattform in der Regel für 1 Jahr.
  • Unterrichtsumfang: etwa 3–4 Stunden Live-Unterricht pro Woche, mindestens rund 76 Online-Unterrichtsstunden inklusive Prüfungssimulationen.
  • Inhalte: komplette KP-Theorie in den Fächern Innere Medizin, Chirurgie, Notfallmedizin, Pharmakologie, Strahlenschutz, Bildgebung und Rechtsmedizin.
  • Protokolle: tausende Original-Prüfungsprotokollfragen aus verschiedenen Bundesländern, systematisch geordnet und im Kurs besprochen.
  • Simulationen: regelmäßige KP-Simulationen mit Ärzten, die den Prüfungsstil kennen, inkl. strukturierter Rückmeldung.
  • Extra-Material: E-Books, PDFs, Videos, klinische Algorithmen, Untersuchungsbögen und Arztberichte zum Üben.
Kurs auf einen Blick

Kursart: Online-Vorbereitungskurs auf die Kenntnisprüfung (Humanmedizin) mit Live-Simulationen und Selbststudium.
Zielgruppe: ausländische Ärztinnen und Ärzte mit behördlicher Auflage zur Kenntnisprüfung oder dem Wunsch, klinisches Wissen für das deutsche System aufzubauen.
Ort: 100 % online, die Vorbereitung kann im Heimatland erfolgen.
Vorteil: Der Kurs gilt in der Regel als berufliche Fortbildung und kann steuerlich absetzbar sein; Arbeitgeber können die Kurskosten übernehmen.

Sie möchten die Kenntnisprüfung bestehen und nicht allein vor einem Berg von Prüfungsprotokollen stehen?
Mit dem MEDDEOnline-Kurs trainieren Sie systematisch die Fälle, Fragen und Arztberichte, die in der Kenntnisprüfung häufig vorkommen.
  Zum KP-Vorbereitungskurs 

FAQ

FAQ: Häufige Fragen zur Kenntnisprüfung

Wie oft kann man die Kenntnisprüfung wiederholen?
In vielen Bundesländern sind bis zu drei Versuche möglich. Die genaue Regelung hängt jedoch von der jeweiligen Ärztekammer ab.
Wie lange sollte man sich auf die Kenntnisprüfung vorbereiten?
Viele Ärztinnen und Ärzte planen zwischen 3 und 6 Monaten gezielter Vorbereitung, je nach klinischer Vorerfahrung und verfügbarer Zeit.
Gibt es schriftliche oder MC-Fragen Medizin in der Kenntnisprüfung?
Der Schwerpunkt liegt auf der mündlich-praktischen Prüfung. In einigen Bundesländern kann es zusätzlich schriftliche Anteile oder MC-Fragen geben. Informieren Sie sich bei Ihrer Ärztekammer über den genauen Kenntnisprüfung Ablauf.
Ist die Kenntnisprüfung so schwer wie das M3-Examen?
Die Kenntnisprüfung ist in Umfang und Niveau teilweise mit dem M3 vergleichbar, konzentriert sich aber stark auf häufige klinische Situationen und praktisches, anwendbares Wissen.
Kann man sich aus dem Ausland auf die Kenntnisprüfung vorbereiten?
Ja. Viele Teilnehmende bereiten sich vollständig online im Heimatland vor und kommen erst kurz vor der Prüfung nach Deutschland.
Welches Deutschniveau ist für die Kenntnisprüfung nötig?
Häufig wird mindestens C1-Niveau im medizinischen Deutsch empfohlen oder gefordert. Die genauen Anforderungen unterscheiden sich je nach Bundesland.
Woran erkennt man den besten Vorbereitungskurs Kenntnisprüfung?
Ein guter Kurs bietet strukturierte Fallbesprechungen, echte Prüfungssimulationen, viele Original-Protokolle und wird von Ärztinnen und Ärzten mit deutscher Klinikerfahrung geleitet – nicht nur von Sprachlehrern.